Während sich das Bezahlen via Smartphone in Japan längst durchgesetzt hat, hinkt der deutsche Markt noch hinterher. Was fehlt, ist die Kommunikation zwischen den Playern.

Von Nino Treusch, Head of Mobile Business Development bei Assurant Solutions

Mobile-Payment ist unkompliziert, sicher und schnell: Das Handy wird an der Kasse an das Lesegerät gehalten, und schon ist der Einkauf bezahlt. Ideale Voraussetzungen also, für eine rasche Durchdringung der Technologie. Eigentlich. Doch in zwei Schlüsselmärkten wie Europa und den USA stockt die Akzeptanz – während im technikaffinen Japan das Zahlen per Smartphone zum Alltag gehört.

Die Vorreiterrolle Japans hat neben der Technikaffinität aber noch einen entscheidenden Grund: Der Markt ist homogen. Ein Großteil der Smartphones in Japan verfügt über den von Sony entwickelten Bezahlchip „Felica“. Auch bei Unternehmen, die Applikationen für das mobile Bezahlen anbieten, ist der Chip populär.

Europas zersplitterter Markt

Hierzulande verlieren sich die Marktteilnehmer in immer neuen Konzepten, in Deutschland kommen beinahe im Wochentakt Anbieter mit ihren Mobile-Payment-Lösungen auf den Markt. Doch ein klarer Favorit ist nicht erkennbar. Bei Edeka in Berlin können die Kunden seit dem Frühjahr 2013 via Smartphone bezahlen, bei Mitbewerber Rewe soll es in Kürze auch soweit sein.

Kerntechnologie ist die sogenannte Near Field Communication (NFC), ein Funkstandard, der den kontaktlosen Austausch von Daten zwischen Smartphone und Lesegerät ermöglicht. Zu den weiteren Anbietern von mobilen Bezahlmethoden zählen Mobilfunkanbieter wie T-Mobile oder O2. Gemeinsam mit E-Plus bietet auch die Targobank seit 2012 einen Bezahlchip an, der auf das Smartphone geklebt wird. Und auch die Kreditkartenanbieter wie Visa und Mastercard sind im Bereich des Mobile-Payments vertreten. Obendrein mischen die Sparkassen mit, und es wird gemunkelt, dass auch branchenfremde Unternehmen Lösungen vorbereiten. Google ist sehr aufmerksamkeitsstark in den USA gestartet, hat aber bis jetzt noch keine Aktivitäten in anderen Ländern unternommen. Der Erfolg in den USA ist bislang gering – der Markt ist zerstreut, entsprechend niedrig ist auch dort die Akzeptanz.

Sicherheitsbedenken bremsen

Ein weiterer Grund für die fehlende Euphorie ist die Angst vor Missbrauch. Dies zeigte die im Juli veröffentlichte Studie „Mobile Journey 2013: Europe Overview“ von Assurant Solutions. Das Marktforschungsinstitut Harris Interactive befragte dafür 3.800 Teilnehmer in Deutschland, Italien, Spanien, und UK. In Deutschland wurde die Befragung mit 722 Handybesitzern durchgeführt. Jeder zweite Deutsche (48 Prozent) gab an, dass er seine Einkäufe nicht mit seinem Handy bezahlen will. 63 Prozent der Befragten fürchten, dass Unbekannte auf ihre Bankdaten zugreifen könnten. Hier gilt es, das Sicherheitsbedürfnis der Kunden zu bedienen – und zwar nicht durch komplexe Technik, sondern durch transparente Kommunikation und durch intelligente Lösungswege. Eine Versicherung könnte ein Baustein sein, ebenso wie Kulanzregelungen oder Anreizprogramme von Seiten der Händler.

Die Händler ihrerseits sehen aber bisher keine Notwendigkeit, Mobile-Payment voranzutreiben: Die Nachfrage der Kunden ist zu gering. Hier stellt sich die Frage nach Ursache und Wirkung: Ist das Angebot eine Reaktion auf die schwache Nachfrage, oder ist die Nachfrage so gering, weil es keine Angebote gibt? Fest steht: In einigen Jahren könnte die Situation völlig anders aussehen. Der Handel will weg vom Bargeldhandling, und mit der Durchdringung von Mobile-Wallet-Lösungen steigt der Druck, einheitliche Lösungen zu entwickeln.

Was bislang fehlt, ist die gemeinsame Kommunikation unter allen Playern – ein „Runder Tisch“, an dem sich alle Akteure versammeln, also Händler, Banken, Kreditkartenanbieter, Payment-Dienstleister, Handyhersteller und Netzbetreiber. Ziel sollte sein, ein einheitliches Modell zu finden, das den Endnutzer überzeugt. Dieser nämlich entscheidet am Ende mit seinen Einkaufsgewohnheiten über Erfolg oder Misserfolg einer Lösung. Umso wichtiger ist also der Austausch zwischen den Akteuren - denn nur sie können die Linie vorgeben und den Konsumenten ihre Skepsis nehmen. Verschiedene Kooperationen einzelner Player führen zur Verwirrung der Kunden und Zerstreuung des Markts. Kurz: Das Spiel ist noch offen.